Polo Hofer - Laudatio zum Preis für das musikalische Lebenswerk
Moritz Leuenberger - Swiss music award, Zürich 3. März 11
Wir kennen es von allen Preisverleihungen, vor allem von den Oscars:
Der Preisträger wird erst als Schlusspointe zur Überraschung aller ausgerufen.
Gekreisch bricht los, der Gewinner und die Gewinnerin muss augenblicklich schluchzen und heulen und alle sind völlig überrumpelt.
Wenn es aber um den Sonderpreis für das musikalische Lebenswerk eines Schweizer Musikers, um den outstanding achievement award geht, ist niemand überrumpelt, höchstens überrumpelstilzt.
Denn wir wissen es alle: Diesen Preis verdient nur einer: Polo Hofer.
Als der Preis bekannt wurde und als es darum ging, wer ihn verleihen dürfe, ging auf nationaler Ebene ein wildes Gerangel los. All die jungen Freaks im Bundeshaus wollten die laudatio halten. Sie rangen derart heftig, dass sie einfach zu keinem kollegialen Resultat kamen und aus lauter Not den oldie beauftragten.
Das ist auch die beste Lösung: Immerhin kenne ich Polo.
Als ihn ein sturer Berner Staatsanwalt wegen Verführung zu Haschischkonsum ins Gefängnis stecken wollte, habe ich ihn verteidigt und rettete ihm die Freiheit.
Der Freispruch war für mich ein so grosser Erfolg, dass ich sofort in den Bundesrat gewählt wurde.
Polo gratulierte mir spontan – aber nicht zur Wahl, sondern erst 15 Jahre später zum Rücktritt!
Er hat eben den Sinn für das Wesentliche und für die Freiheit.
Ja, er ist den freiheitlichen Geistern in unserem Land immer treu geblieben und er hat sich für die Freiheit im Kopf immer eingesetzt:
Polo kämpft gegen die Taliban der Strasse, gegen die Raser; ihnen hat er das Lied gewidmet: Arschlo.ch.
Er geisselt die Betonköpfe dieses Landes und singt uns vor, wie die denken:
„Es wird Frühlig. Bliib gschider im Huus, d Böim schlö uus!“
Er hat sich für die Reitschule eingesetzt,
Für die Legalisierung von Haschisch
ist dem Postauto als Götti beigestanden,
er singt zur Bankenkrise, zum neuen Bundesplatz,
trägt zur Aidsbekämpfung bei: „Im Minimum , e Gummi drum“.
Er stärkte die Fussballnati: „Manne blibet dranne!“
Dafür ist sein Name auch gesetzlich geschützt und registriert im Amt für geistiges Eigentum.
Dafür bekam er auch schon einen eigenen Platz in Interlaken und sogar eine Sonderausstellung im historischen Museum. Das hat noch kein Bundesrat geschafft.
Polo ist für viele ein Vorbild mit seiner Polosophie. Als er sich als Fischer outete, machten ihm das George Bush und Putin sofort nach.
Ein Plagiat, wie es halt so vorkommt (Gopfriedstutz e Kiosk).
Ja, Polo ist für viele ein Vorbild, für alte politische Füchse und, was viel wichtige ist, für junge Musiker.
Du hast so viele Junge zur Musik gebracht, ihnen Hoffnung und Mut gegeben,
du hast gegen Abgelöschtheit und Resignation und Konsum von harten Drogen einiges mehr geleistet als viele Politmoralmissionare.
Du hast dem Rock eine schweizerische Eigenständigkeit gegeben,
„Schweizerisch“, das muss ja gar nicht Verklemmtheit bedeuten, das kann Offenheit sein,
„Schweizerisch“, das heisst ja gar nicht „sich verkriechen“, das heisst auch „sich einsetzen“.
Polo, du zeigtest dein Leben lang: „Schweizerisch“, das ist auch Mut, Fröhlichkeit und ein Aufsteller.
Polo, diesen Preis hast du verdient und wir alle gönnen ihn dir von Herzen.