Grüner Wasserstoff, blaue Hoffnung, rote Köpfe
Grüner Wasserstoff, blaue Hoffnung, rote Köpfe
Accelleron 100 Jahre Jubiläum
Baden, 4.11.24 ML
Heute wird in Baden gejubelt.
- 100 Jahre nach der Erfindung einer sensationellen Technologie.
Morgen wird in den USA gejubelt.
- 100 Tage nach einem sensationellen Wahlkampf.
(Wir wissen zwar noch nicht wer jubelt – und wer nicht).
Was ist wichtiger?
Wahlen oder eine Technologie?
Technologien prägen die Gesellschaft und verändern die Menschen
In Wahlkämpfen wird versprochen, wie die Zukunft gestaltet werden soll. Kandidatinnen und Kandidaten glauben an ihre Visionen.
Sie glauben vor allem an sich selbst.
Daher sind sie überzeugt, ihre Zukunftsvorstellungen auch verwirklichen zu können.
Auch ich war das einmal.
Später im Amt wurde mir allmählich die politische Bedeutung von Technologien bewusst:
Sie sind es in erster Linie, welche die Menschen prägen.
Buchdruck, Gentechnologie, DNA, heute Digitalisierung und KI:
Sie zeigen uns, was wir können. Und das wollen wir denn auch können. So formen Technologien unser Denken, unser Fühlen und sie gestalten so das politische Geschehen.
Zwischen Politik und technologischer Entwicklung besteht eine Wechselwirkung. Die Politik nimmt Einfluss darauf, welche Technologien vorangetrieben werden, zu welchen Bedingungen sie zugelassen, gefördert oder verboten werden.
Deutlich sehen wir das bei der Energie und dem Verkehr.
- Wasserkraft und Elektrizität brachten der Schweiz die Unabhängigkeit von der Kohle. So entstand eine autonome Energieversorgung und mit der elektrischen Eisenbahn eine verkehrspolitische Unabhängigkeit.
- Das Automobil bestimmte die Siedlungspolitik und die Städte- und Landschaftsplanung.
- (Wir stimmen nächsten über den Ausbau des Nationalstrassennetzes ab und diskutieren über diese Thematik.)
- Die Turbinentechnik und der Turbolader brachten
- globalen Handel und Tourismus und damit auch Wohlstand.
- Sie sind eine Mitursache der Globalisierung und des weltweiten Austausches von Kulturen.
- Der Turbo liess die Grenzen zwischen Ländern und Kontinenten unbedeutend werden.
- Er verband die Stadt mit dem Erdkreis. Vorher war Rom Mittelpunkt der Erdscheibe.
- Der Segen auf dem Petersplatz lautete während Jahrhunderten: «urbi et orbi».
- Heute lautet er: «Turbi et Torbi».
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Nicht alle Hoffnungen in eine neue Technologie verwirklichen sich so, wie zu Beginn erhofft.
Neue Erkenntnisse können eine Technologie in Frage stellen:
Asbestfasern:
Asbest wurde früher von der SUVA vorgeschrieben. Erst später realisierte man die gesundheitlichen Folgen von Asbeststaub. Heute ist Asbest bei uns verboten.
Röntgenstrahlen:
Um Schuhe zu kontrollieren, starrten wir als Kinder mit der Mutter minutenlang in einen Röntgenapparat. Heute beim Zahnarzt wird ein Bleischurz aufgelegt und die DH verlässt den Raum, obwohl nur ein Sekundenbruchteil gestrahlt wird.
Partikelfilter in Diesel wurde in manchen Staaten gegenüber Benzin gefördert. Die Partikelfilter und ihre Folgen waren noch nicht bekannt.
Heute beschäftigt uns am meisten die
Auswirkung CO2 auf Klimaerwärmung:
Zusammenhänge zwischen Klimaerwärmung und dem CO2 Ausstoss sind heute bekannt und anerkannt.
Alle wissen es: Flugverkehr, Autoverkehr (und zwar in erster Linie der private Freiheitsverkehr), Containertransporte und Kreuzfahrtschiffe tragen zum Klimawandel bei.
Wie begegnen wir den neu erkannten Folgen und Risiken einer Technologie?
Am häufigsten hören wir gegenwärtig moralische Appelle:
«Wir müssen unser Leben ändern!»
Wir sollen nachhaltiger essen, weniger reisen, nicht mehr fliegen.
- Philosophinnen fordern das in der Sternstunde,
- Protestierende skandieren es, wenn sie sich auf Strassen oder Pisten kleben,
- (bevor sie in die Ferien nach Bali fliegen.)
Aber:
Einmal erlangte Vorteile geben die Menschen freiwillig nicht mehr preis.
Vor allem nicht die Vorteile der Mobilität.
Lieber nehmen sie ein höheres Risiko in Kauf.
- Wir sehen es am erschreckendsten beim Strassenverkehr:
WHO 2016: 1,3 Mio Verkehrstote weltweit: Ein Vielfaches der Toten von sämtlichen Kriegen. Als Opfer für die Mobilität.
Mobilität ist der eigentliche Sinn des Lebens.
- Die Wurzel des Wortes Sinn ist „sent“, also „gehen“, „eine Richtung nehmen“.
- Die politischen Worte, die wir in Wahlkämpfen vor allem hören, gehen auch auf Mobilität zurück:
- „Fort - schritt“,
(verwendet vor allem von jugendlich - dynamischen Kandidat*innen)
bedeutet eine Vorwärtsbewegung
- „Erfahrung“,
(verwendet von älteren weissen Männern)
bedeutet eine Bewegung in der Vergangenheit.
- Es beginnt beim krabbelnden Kleinkind, das kreischend kriecht und kriecht.
- Es setzt sich fort bis zu den rasenden Rentnern, die rastlos reisen und reisen.
- Es begann mit Kreuzfahrten und ist schon bei Spaziergängen im Weltall angelangt. Bald folgen Wanderungen in die schwarzen Löcher.
- Schnelle Gütertransporte über die Kontinente sind eine Säule unseres Lebensstiles geworden.
Wir wollen alle Waren, aus aller Welt subito bei uns haben
(damit wir sie ebenso schnell wieder zurücksenden, um sie auszutauschen).
- Auch allen, die sich dem Trend widersetzen und zuhause im Yoga-Sitz meditieren, bringt Mobilität Vorteile. Auch sie profitieren von Medikamenten, Shrimps, T-Shirts und iPhones.
Die Beschleunigung ist ein wesentlicher Teil der Mobilität.
- Die Qualität eines Automobils misst sich am Beschleunigungsfaktor:
- Der neue Maserati GranTourismo Folgore beschleunigt von 0 auf 100 in 2,7 Sekunden.
- Auch das Wort „Turbo“ steht für Beschleunigung:
- Euroturbo, Turbokapitalist:
- Zitat Badener Tagblatt: „In der zweiten Halbzeit zündete der FC Aarau den Turbo.“
Niemand will auf die Vorteile der Mobilität verzichten. Das zeigt sich vor allem in einer Demokratie, und zwar in allen Parteien.
Die Pariser Klimaziele sind zwar akzeptiert und breit abgestützt:
Vor einem Jahr erfolgte in einer Volksabstimmung ein Bekenntnis zu diesen Zielen: Wir wollen bis 2050 klimaneutral werden.
Schön und gut.
- Nur: Zwei Jahre vorher wurde ein Gesetz mit demselben Ziel abgelehnt. Warum? Weil es die konkreten Massnahmen beim Namen nannte:
- Fliegen, Heizen, Autofahren und Transportkosten wären teurer geworden.
Erst die Reduktion auf das unverbindliche Ziel führte zu einer Annahme des Grundsatzes. Die konkreten Schritte bleiben ausgeblendet.
Und so geht es im Wesentlichen wie früher weiter:
- Der Energieverbrauch ist 2023 gestiegen – treibende Kraft ist der Flugverkehr, gepredigte Flugscham hin oder her.
- Die Bauern wollen ihr Diesel-Privileg nicht verlieren.
- (Sonst wollen sie mit den Traktoren auf den Bundesplatz)
- Die linke Seite lehnt es ebenfalls ab, externe Kosten des Automobils zu internalisieren, weil auch ihre Wähler betroffen sind.
- So wie in London und seinen Agglomerationsgemeinden,
- so auch im Kantonsrat von Zürich.
Das Leben ändern?
Es bleibt bei moralischen Aufrufen,..aber immer an die anderen.
Auf den freiwilligen Verzicht können wir also nicht bauen.
Worauf dann?
Hoffnung auf eine neue Technologie?
Eine Technologie kann durch eine neue abgelöst werden.
- Das war beim Pferdetram so:
Wegen der vielen Pferdefuhrwerke und der Rösslitrams drohte den Städten, im Pferdemist zu ersticken. Gerade noch rechtzeitig wurde eine neue Technologie erfunden, die elektrischen Strassenbahnen und der Benzinmotor.
- Asbest:
Es gibt neue Möglichkeiten der Isolierungen, aber sie sind teuer. In vielen Ländern (in Asien) ist Asbest deswegen immer noch erlaubt.
Welche Technologien gegen den Klimawandel?
- Erneuerbare Energien?
- Erhöhung der Staudämme?
- Schon, aber nur wenn keine Eidechsen oder Alpenpflanzen vertrieben werden.
- Windräder?
- Ja, aber nur wenn sie die Aussicht nicht stören.
- Elektromobilität als Rettung?
- Die seltenen Erden und die graue Energie dämmen den früheren Enthusiasmus ein.
- Bei Containerschiffen kommt dazu: Grosse Schiffe bräuchten so viele Batterien, dass sie gar keine Container mehr laden könnten.
- Kreuzfahrtschiffe können auch keine Batterien laden. Sie fänden keinen Platz neben all den Touristen mit ihren übergewichtigen Bäuchen.
Es gibt Ideen:
Was wurde nicht alles schon für Containerschiffe ins Spiel gebracht?
- computergesteuerte Segel, Methanol, Amoniak, Atomenergie, Biotreibstoffe, aber welche? Ich las von Wassermelonenschalen.
(Da fehlt nicht viel bis zum Tur – Bienenhonig.)
- Es bleiben in der Regel Luftschlösser.
Es gibt auch ernstere Varianten:
- CO2 Filter zum Beispiel.
- Oder grüner Wasserstoff.
Doch der Zeitpunkt des Durchbruches bleibt ungewiss. Immer noch ist grüner Wasserstoff bis zu fünf Mal teurer als der graue.
Zu seiner Erzeugung braucht es auch wieder Infrastrukturen und diese müssen auch wieder grün sein.
Minimierung der Risiken und Optimierung der Technologie
Die hitzigen Diskussionen zum Klimawandel, über Flugscham, Verzicht über blaue Hoffnungen, graue Energien und grünen Wasserstoff sorgen für rote Köpfe.
Das ist gut so. Das gehört zu einer Demokratie.
Aber wir dürfen uns nicht einfach mit dem Ziel zufriedengeben, bis Ende des Jahrhunderts die Temperatur zu stabilisieren.
Sonst blenden wir den Weg zu diesem Ziel aus,
den Weg, den wir jetzt beginnen müssen.
Da bei kann es nicht angehen, eine Technologie wie den Turbolader einzustellen, bevor er amortisiert ist und bevor eine andere Technologie, die ihn ersetzen kann, entwickelt ist. Dies ist mit der Einstellung der Gusseisenproduktion, die für seinen Bau nötig ist, viel zu früh geschehen.
Zu vergleichen ist es mit Kernkraftwerken, die sicher sind und stillgelegt werden, bevor andere Energiequellen sie ersetzen können.
Bis die kühnen Visionen allenfalls verwirklicht sind, gibt es nur eines:
Die bisherigen Technologien verbessern. Alles andere ist ohne Verantwortung.
Accelleron nimmt diese Verantwortung der realistischen Schritte wahr, nämlich
- Statt nur von der totalen Eliminierung zu schwärmen,
- den CO2 Ausstoss reduzieren.
- Abgase wiederverwerten
- Ressourcenverbrauch reduzieren.
- Kleinere Motoren bei gleichbleibender Leistung.
- Grössere Leistung, Verdichtung, weniger Verschleiss.
- Kurz: Effizienzsteigerung
- Accelleron weiss: additive Technik führt zu verringerten Emissionen
Die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens misst sich an diesen realen Schritten zur Verbesserung.
Da zeigt sich eine Parallele zu verantwortungsvoller Politik.
Und es zeigt, warum Wahlen und Technologien Gemeinsamkeiten haben.
Verantwortungsvolle Politik wird seit über 100 Jahren als «das langsame Bohren harter Bretter» umschrieben (Max Weber).
Die Arbeit für die Nachhaltigkeit der Turbinentechnik könnte man mit Tur-bienenfleiss umschreiben.
Das bedeutet Verantwortungsethik, konkrete kleine Schritte, als Pendant zur visionären Gesinnungsethik. Dies gilt für die Politik, die Wirtschaft, die Wissenschaft, für technologische Innovation.
Das verpflichtet auch zu einer Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft.
Das zahlt sich auch wirtschaftlich aus. Die Kursentwicklung an der Börse gleicht schon einer Turbobeschleunigung. Es zeigt sich eben, dass der Wille zu Nachhaltigkeit sich auch auszahlt.
Auch dies eine Erkenntnis von Max Weber.
Und wenn wir uns fragen: Was ist wichtiger? Wahlen oder eine hundertjährige Technologie?
Die hundertjährige Geschichte von Accelleron gibt die Antwort.
Eine Technologie hat die Menschen und die Politik verändert und das zahlt sich auch aus.
Morgen wird in den USA gejubelt. Wir wissen nicht, für wen.
Heute wird in Baden jubiliert. Wir wissen für wen.
Ich gratuliere Ihnen.