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60 Jahre Echo der Zeit


20.9. - Rede zum 60-Jahre-Jubiläum von "Echo der Zeit", Kornhausforum Bern

Woher kommt das Wort Echo? Ich befragte das Lexikon und erfuhr: Echo war eine Nymphe aus der griechischen Mythologie. Sie widerstand dem Hirtengott Pan und liess sich von ihm nicht verführen. Aus Rache warf dieser sie den Hirten vor und diese zerrissen sie derart, dass von der armen Nymphe nur noch die Stimme übrig blieb.

Aber die Stimme, die blieb. Seither ist Echo ein Nachhall, eine unerbittliche Widergabe dessen, was in der Zeit geschieht.

Das Echolot hilft uns, die wahren Höhen und Abgründe zu eruieren, die Echotechnik untersucht mit Ultraschall das Herz. Erst wenn wir die Sachverhalte eruiert und herausgeschält haben, können wir an die Veränderung, an die Therapie gehen.

Aufgeklärter Journalismus klärt zunächst auf, bevor er Thesen wagt und bevor er Wertungen verkauft.

Die Nymphe Echo widerstand den Verführungen Pans, obwohl er mit seinen Bockshörnern die nach ihm benannte Panik verbreitete. Wie das Echo widersteht verantwortungsvoller Journalismus den Versuchungen, die mediale Macht zu missbrauchen und die Opfer mit Schlagzeilen zu erschlagen. Er widersteht auch den Verführungen von Partikulärinteressen, den Druckversuchen aus Politik und Wirtschaft.

Echo, das ist die blosse und unaufgeregte Stimme, es gibt keine Ablenkung durch Musik, keine Bilder, keine Verführung durch Krawatten oder Frisuren. Es gilt das gesprochene Wort. Das Echo der Zeit fasst, was geschieht oder geschehen ist, in Worte und sucht nach Ant-worten. So nimmt es seine journalistische Ver-ant-wortung wahr.

(Und selbst die zwischengeschalteten Staumeldungen dienen einem aufklärerischen Zweck, nämlich dem Umsteigen auf die Bahn....)

Das „Echo der Zeit“ lotet aus, was im Geschrei des Alltags untergeht, die differenzierten Stimmen. Es leistet sich ein breites Korrespondentennetz und berichtet von Themen und Weltregionen, die sich anderswo kaum Widerhall finden.

Es will komplizierte Sachverhalte entwirren und wissen, wie unsere Welt ist, und nicht, wo die Hirten Pans am lautesten kravallieren.

Gewiss gibt es Menschen, die können nicht zuhören, und es gibt Medien, die nur einen einzigen Standpunkt kennen, die nur selektiv empfangen und bloss austeilen können. Andere Medien hingegen sind fähig, sich mitzuteilen und ihr Wissen mit dem Gegenüber zu teilen. Das ist Kommunikation, das ist Gemeinsamkeit.

Das „Echo der Zeit“ stellt eine solche Gemeinschaft her: zwischen verschiedenen Meinungen, zwischen dem Experten und dem Laien, zwischen Medium und Publikum. Die direkte Demokratie ist auf solche Dialoge angewiesen, damit wir uns eine eigene Meinung bilden können. Wir brauchen Gefässe, die politische, wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge aufzeigen, die trennen können zwischen Information und Kommentar und die in Interviews und Diskussionen auch vorleben, wie der politische Diskurs mit gegenseitigem Respekt geführt werden kann.

Das Echo der Zeit prägte mein politisches Bewusstsein, seit dieses in meinen Jugendjahren zu reifen begann und es dient mir noch heute als politische Orientierung. Andere Sendungen sind gekommen und gegangen. Während 60 Jahren ist das „Echo der Zeit“ sich und seinem Konzept treu geblieben. Das ist einmalig, denn die Halbwertszeit von Medienprodukten nimmt massiv ab. Das weiss ich als zuständiger Bundesrat für Radio-Aktivitäten.

Und wenn in sechzig Jahren unsere Ururgrosskinder im Lexikon nachschauen, woher das Wort Echo kommt, werden sie lesen:

„Echo“ stammt von der berühmten schweizerischen Radiosendung „Echo der Zeit“ und ist ein Synonym für guten, aufgeklärten Journalismus.